Blattkritik 2 „Frankfurter Rundschau“ vom 2.12.2019

Die „Frankfurter Rundschau“ (FR) war für viele Jahre das wichtigste Blatt für das linksintellektuelle deutsche Bürgertum. Infolge der allgemeinen Zeitungskrise sowie angesichts eines umkämpften Heimatmarktes in Frankfurt am Main hat sie jedoch die einstige Größe eingebüßt. Heute ist die FR die einzige überregionale Tageszeitung die im Tabloid-Format erscheint. 

Titelseite und Magazin der Frankfurter Rundschau vom 2. Dezember 2019

Die Ausgabe der „Frankfurter Rundschau“ vom Montag den 2. Dezember umfasst insgesamt 44 Seiten. Auf Seite zwei und drei findet sich das Thema des Tages. Dem folgt der Politikteil der am 2. Dezember 5 Seiten betrug. Danach finden sich je zwei Doppelseiten mit Kommentaren und das Leserforum. Weitere Rubriken sind Wirtschaft, Magazin, Feuilleton, Wissen, Rhein-Main und Hessen, zwei Serviceseiten mit Rätsel und Fernsehprogramm sowie zum Schluss die Sektion Panorama. Der Sportteil ist als Einleger mit eigener Nummerierung gestaltet und verfügt über 8 Seiten. Die FR erscheint im Tabloid-Format. 

Aufmacher ist am 2. Dezember eine großformatige Illustration eines Schachbretts mit Figuren in Rot und Schwarz. Unter dem Titel Vorwärts ist das Bild der Aufmacher für eine Doppelseite zur Zukunft der SPD in der Rubrik Themas des Tages auf Seite 2 und 3. Die Überschrift des Teasers sowie die zweispaltige Illustration sind im Bild platziert. Das passt zum Tabloid-Format und einer Orientierung des Covers Richtung Magazingestaltung. Unten links findet sich ein Block mit verschiedenen Teasern für weitere Artikel. Unten rechts eine Werbung der Uhrenmarke Tissot. Interessant ist auch die Seite zwei, die unter einer grünen Themennennung „Die Zukunft der SPD“ ein hochformatiges, über drei Spalten gezogenes Bild der beiden Gewinner der Vorsitzendensuche zeigt, gefolgt von einer unten links stehenden Artikelüberschrift.

Die FR hat einige turbulente Jahre hinter sich, vor allem bezüglich mehrerer Eigentümerwechsel, einer Insolvenz im Jahr 2012 und verschiedenen Umbauten der Redaktionsstruktur. Der Hintergrund war ein Verlust von Anzeigenkunden sowie ein dramatischer Rückgang der Auflage von knapp 200.000 Exemplaren zur Jahrtausendwende zu 87.100 im ersten Quartal 2013. Seit 2013 wird die Auflage der FR nicht mehr gesondert erfasst, sondern als Teil von RheinMainMedia. Zurzeit gehört die FR der Zeitungsholding Hessen des Verlegers Dirk Ippen. Gedruckt wird sie beim Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH.

Teil des redaktionellen Umbaus war auch eine gestalterische Neuausrichtung der FR. Im Jahr 2007 wurde sie auf das Tabloid-Format umgestellt. Zurzeit ist sie die einzige überregionale Zeitung die in diesem Format erscheint. Die Umstellung auf Tabloid brachte auch eine Absage an das Buchformat mit sich. Gestalterisch sind die wichtigsten Prinzipien der FR neben dem Format die Arbeit mit einem fünfspaltigen Raster, die Akzentuierung durch die Farbe Grün als Hausfarbe des Verlags, sowie die konsequente Arbeit mit Serifenschriften. Die magazinige Gestaltung zeigt sich daran, dass Artikel auch über die Falz auf die nächste Seite weitergeführt werden wie beim Thema des Tages am 2 Dezember 2019.

Eine Besonderheit ist die Rubrik Magazin. Die FR platziert diese immer konsequent in der Mitte der Zeitung, so dass gestalterisch und textlich eine größere Einheit entsteht. Aufgrund des Inlays Sport muss dieser jedoch herausgenommen werden, um den Magazin-Artikel komplett lesen zu können. Das Magazin funktioniert wie eine ausführliche Reportage. Am 2. Dezember war es ein Artikel von Tim Szent-Ivanyi über die Folgen des Klimawandels im Mekongdelta Vietnams. Der Autor war dort mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterwegs, von der auch die drei Bilder stammen. Wenn auch klassische PR-Fotos, so stehen die hier benutzten Bilder in einer Reportagetradition, zeigt doch das Aufmacherbild die Protagonistin der Geschichte Thuy Thi Luong. Auch gestalterisch setzt sich das Magazin ab, da von fünf auf vier Spalten gewechselt wird, mehr Weißraum sowie abgesetzte Zitate genutzt werden.

Als Ganzes gibt sich die FR einen sehr modernen Anstrich. Der Fokus geht weg von reiner Nachrichtenvermittlung hin zu einer Akzent- und Themensetzung. Das unterstreichen etwa die Rubriken Thema des Tages oder Magazin sowie der Trend zu weniger, dafür ausführlicheren Artikeln. Das Tabloid-Format ist handlich und die Zeitung gut zu lesen. Die Gestaltung ist aufgeräumt, so dass eine Orientierung einfach fällt. Eher klassisch ist die Bildverwendung im Politikteil, wo hauptsächlich auf Agenturbilder der dpa zurückgegriffen wird. 

Link zur Onlineausgabe: www.fr-aktuell.de